noch bis 19.10.2016 / mo - fr / 15:00 - 19:00
schreiben als kraftakt des zeichnens - zeichnen als kraftakt des schreibens
der künstlerische arbeitsprozess als kunstwerk (konzept: elffriede.aufzeichnensysteme)
galerie oberösterreichischer kunstverein / landstraße 31, a-4020 linz, www.ooekunstverein.at
von / mit:
armin andraschko
peter assmann
barbara eichhorn
elffriede.aufzeichnensysteme
sabine maier
michael mastrototaro
birgit petri
jörg piringer
die besonderheit der ausstellung besteht in dem konzept, ausstellungskonventionen
durch „uminszenierung“ zu überwinden und neu zu definieren in form eine
raum-zeitlichen dispositivs, das dem kunstprozess den grössten zeit-raum einräumt
und den ausstellungsraum zum künstlerischen arbeitsraum umwidmet.
präsentationsformen und anordnungen ergeben sich aus dem arbeitsprozess.
unter einbeziehung der arbeitsplätze, die als konzentrat entstehender,
sich wandelnder ideen, als sich verändernde tableau vivants
selbst artefakte werden und am ende, so wie sie sind,
stehen bleiben: als zustand.
*eine art ausstellung von elffriede.aufzeichnensysteme ist (wie z.b. schon eine art buch / schrei zum hummel / klever wien 2013) die hinterfragung und überprüfung eines formates, insofern alles format, konstruiert und daher veränderbar ist. da formate gerne festgestellt und als "üblich" in gesetzmässigkeiten umgewandelt werden, also erstarren, ist es notwendig, sie immer wieder umzugraben, um ihrer erneut habhaft zu werden: orientiert am konzept .aufzeichnensysteme, das sich seit 2000 über einengende disziplinierung formatzwangresistent hinwegsetzt indem es als schnittstelle von literatur, performance, buch-/editionskunst, sprach- und radiokunst künstlerische autonomie behauptet, initiiert "schreiben als kraftakt des zeichnens" 8 künstlerische arbeitsprozesse als "aufzeichnensysteme" und macht sie für die eingeladenen künstlerinnen und besucherinnen erfahrbar. anknüpfend an "leere in hülle und fülle" (2010), geht es wieder um einen prozess, diesmal in form einer gruppe. über 3 tage hinweg baut sich etwas auf, das von leere in dichte wächst. dabei werden an- und abwesenheit der künstlerinnen, arbeit und stillstand, ausstellungskonventionen und besucherrezeption thematisiert.
notizen
prozess
der ausstellungstitel thematisiert künstlerisches tun als akt von präsenz, wie er in schrift-/ graphischer arbeit
in form von strichen, kratzern, punkten, linien, ihrem ansatz und verlauf, ihrem schwellen, ihrem abbrechen
(usw.) zum ausdruck kommt. der zweite aspekt ist das (spannungs-) verhältnis in dem schriftliche und
zeichnerische artikulation stehen und deren interrelation, die bei allen 8 künstlerinnen ihre eigene sprache
spricht und die an 2 tagen an ort und stelle in arbeit gesetzt wird:
schreibarbeiten / textbilder (mit schreibmaschinen), (druck-)graphische, tusche-, graphit- oder kugelschreiber-arbeiten,
bekritzelungen, schichten sich überlagernder multimedialer arbeiten, text und zeichnung, text als/in zeichnung, zeichung
als/in text, die handschrift, linie und schrift, dichte und leere, text und bild, buchstaben, worte, poesie von inhalt und for
…zeigen spezifische zeichnerische und text-sprachliche zugänge in form von einzelblättern, serien, buchobjekten /
künstlerbüchern/editionen, intermedialen arbeiten, die entstehen, bzw. weitergearbeitet werden
ineinanderübergehend wird der ausstellungsaufbau zum teil des künstlerischen prozesses,
werden der prozess und seine künstlerInnen zu protagonisten, wobei es sich um keine
künstlich-künstlerische show oder performance handelt, sondern um einen, einerseits für
besucherInnen zugänglichen, andererseits für künstlerische interrelationen offenen
künstlerischen arbeitsprozess. das konzentrierte arbeiten der künstlerinnen hat priorität
und gespräche ergeben sich situationsgebunden: indem die künsterInnen ansprechbar
und anwesend sind, ergibt sich zudem eine kunstvermittlung, die nicht mehr eingeteilt in
vorher und nachher, von kuratorinnen besorgt und institutionalisiert wird, sondern direkt
stattfindet: durch die künstlerInnen / den kunstprozess.
zeichnen und schreiben gehen ineinander über, korrespondieren. das in- und nebeneinander, schichten,
korrespondenz,überlagerungen, aber auch die unabhängigkeit voneinander oder das auseinander
hervorgehen von text /schrift + zeichnung, grafik bild/schriftlichkeit, schriftbilder, bild-inschriften,
als eine art buch-baustelle, als ideen-pool. das gehirn zeichnet sich ab, wie es denkt und
strukturiert / introspektionen, work in progress, arbeit und struktur.
mit kuratoren, auststellungsdesignern oder kunstvermittlern
haben sich mittlerweile berufe etabliert,
die es vor fünfzig jahren
noch nicht gab (…) umso mehr ist die gegenwart zu einem
zeitalter des ausstellens geworden. es ist gar nicht mehr bewusst,
wie wenig selbstverständlich das ist.
(wolfgang ullrich, „das museum im zeitalter des ausstellens“, 2015)
.aufzeichnensysteme
aufzeichnen ist das künstlerische konzept grenzüberschreitenden arbeitens als (partizipative) schnittstelle von literatur, radio / kunst, performance. es steht für einen offenen entwicklungsprozess und künstlerische autonomie.
aufzeichnen überwindet die (durch ihre bezeichnung gesetzte) trennung von literatur und bildender kunst in einem wort, indem es die interrelation von textlicher und visueller kunst bezeichnet, die verwandtschaft von schreiben, zeichnen und visuell-akustisch-perzeptiven wahrnehmens benennt und formen technischer aufzeichnungsgeräte als historische entwicklung des menschlichen wahrnehmungsapparates als aufzeichnensystem thematisiert, also auf die mediengeschichte des blickes verweist. komprimiert macht die bezeichnung demnach die konstruktivistische apparatus-theorie, nämlich im sinne ihrer umsetzung, ganz pragmatisch.
aufzeichnen betont im gegensatz zu aufzeichnung keinen abgeschlossenen sondern einen offenen prozess, der das eigentliche kunstwerk ist: der stete, von veränderungen, kontinuität und weiterentwicklung geprägte, sich über definitionen und beschränkungen hinwegsetzende, künstlerische arbeitsprozess.
zu aufzeichnensysteme
wer aufzeichnet kann auch löschen
es geht nicht ums fertigwerden, sondern ums gegenteil ...
(e.a. bereits mündlich 2004 biberbau / galerie 5020 / salzburg, schriftlich: seismograph, edition ch wien 2007)
aufzeichnensysteme und ausdruckmaschinen ...
fortsetzung ...
ging voran
es folgt der
© bei den künstlerinnen / vg bildrechte, wien 2016 / fotografie: elffriede.aufzeichnensysteme + michael mastrototaro