Foto: Sabine Maier

ABSICHTSLOSE ZUSAMMENKUNFT (Road Radio 1)
peripatetisches, intermediales Aufzeichnen des / im öffentlichen Raum/es/

Eine Ode an die Absichtslosigkeit / ein Konzept von .aufzeichnensysteme / Wien
in Zusammenarbeit mit Konrad Behr und Janine Müller (Technische Umsetzung,
Aufnahme, Bearbeitung, Schnitt), Bauhaus FM / Weimar, Studio Machfeld / Wien,
wechselstrom / Wien, Armin Andraschko, Sabine Maier,
Michael Mastrototaro, Jörg Piringer, Renate Pittroff,
Christoph Theiler, Günter Vallaster.

Mit freundlicher Unterstützung durch die Grazer Autorinnen- Autorenversammlung
Mit herzlichem Dank für die mobile Sendeeinheit an Radio Corax / D-Halle a.d.S.

Am 10.08.2017 /AUSGEFÜHRT ALS HAPPENING VOR ORT
AM 11.02.2018 / VERARBEITET IN DER SENDUNG RADIOLOGISCHE LESUNG ALS Ö1 KUNSTRADIO

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15 - 18 h live auf Bauhaus FM live stream und Radio Resonance FM London und Radio Orange Wien
20 h Mix / Jam machfeld.studio Vienna


11. Februar 2018 / 23 h Ö1 Kunstradio:
Verarbeitung der Auszüge aus "Absichtslose Zusammenkunft (Road Radio 1)"
in der Ö1 Kunstradiosendung "Radiologische Lesung 5" von Konrad Behr und .aufzeichnensysteme

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Eine neue Richtung kann jederzeit eingeschlagen werden.
Gutes Schuhwerk ist nicht zu verachten.

there is no such word in english but in the contrary sense: aim purpose intent deliberateness.
only in the sense of not doing something on purpuse like "aus versehen" by accident, which is
by far not absichtslos. rather not being focused on looking for something but being open for what
may come along. whereas "open" defines a state of not expecting / not regretting anything
which does not mean indifference but a passivity which is wide awake understanding this
state of mind is far not easy to reach since it requires a complete change of (cultural)
consciousness we start today a little exercise of it
...

Die 10 Teilnehmerinnen aus den Bereichen Literatur, Radio- und Sprachkunst,
Medien- und Klangkunst sind mit offenen Kanälen unterwegs im zweiten Wiener Bezirk.
Sehend, hörend, sprechend etc. können sie als rein körperliche Aufzeichnensysteme
in purer Präsenz erscheinen und – reproduktionsfrei – aufzeichnen oder unterwegs
eigene Text-/Bild-/Ton-Kunstwerke, Technik, Instrumente in dynamischen Dialog
zueinander und zum audio-visuellen, sprachpoetischen Einsatz in Bezug auf die
bewegte Umgebung bringen und vorgefundenes „Material“ einbeziehen.

Entfernt schalten sich dazu: Armin Andraschko, der sporadisch die Wahrnehmung
der Probanden visuell umsetzt, sowie Renate Pittroff & Christoph Theiler c/o wechselstrom,
die spontan entscheiden aus dem 16. Bezirk auf die Gruppe zuzuspazieren.
Sabine Maiers fotografische Arbeit dokumentiert den Spaziergang,
Jörg Piringer zeichnet mittels eines Scaners urbane Oberflächen auf
und mischt Tonfrequenzen in einer Art akustischem Handmixer.

Die technische Umsetzung erfolgt unterwegs durch Janine Müller und Konrad Behr,
die die Sender zuschalten und verlinken: Tentakel freier Radiosender Radio Helsinki (Graz),
Radio Orange (Wien), Coloradio (Dresden), Radio Corax (Halle), Radio Blau (Chemnitz),
Radio Mephisto (Leipzig) und Resonance FM (London) sind eingeladen, ihr Ohr an die Bewegung zu legen.

Das kontra-programmatische Konzept hält die künstlerische Erfahrung offen,
ohne sie dem Formatzwang einer Veranstaltung zu unterwerfen. Anstelle eines
genauen Ablaufes / Programmes, steht eine Philosophie, eine Initiative, ein Prozess
mit einem Ereignis-, Orts- und Zeitrahmen, Protagonisten, der sich im Wechsel
von zufälligen Passanten und den Umherziehenden aufbaut. Publikum formiert
sich im / aus dem öffentlichen Raum, wie es sich trifft.
Auch im Innenraum gilt kein performativer Auftrag.

Absichtslose Zusammenkunft ist die Idee einer Mischform aus beweglicher Lesung, Gespräch,
Partizipation mit der Umgebung, RadioHörstück - eine Bewegung in aller Öffentlichkeit und
über Schleich- und Umwege durch das sogenannte Urbane des 2ten Wiener Bezirks, deren
dynamische Thematik sich i.S. der Peripatetikerinnen1 ergibt als gedankliches Umhergehen,
um etwas in Gang zu setzen: Multiples, das u.a. den, gerade aus Kopfsicht oft übersehenen,
Fuss als Tritt- und Tastwerkzeug in den Fokus rückt.

Es geht um das Innen / Aussen der Einzelnen in Beziehung zueinander und zum Raum
als aufzeichnensysteme. Absichtslosigkeit betont eine Haltung, die sich unvoreingenommen
aber wach in die Situation begibt. Eine Verfassung, die es zu üben gilt im Übungsgelände 2ter Bezirk.
Erlaubt ist alles, was sich ergibt und wird von der Initiative und Zuwendung jeder/s einzelnen und vom
umgebenden urbanen Raum getragen, der unvorhersehbar mitspielt: Eine Form von Konspiration der
aufzeichnensysteme (poetische Systeme) als Rezeptoren und Verstärker, in der Annahme,
daß Raum „nicht nur als geometrische Maßeinheit (…)", "sondern erlebbare Ausgedehntheiten…"
ist, sozusagen: „Raum als agiles Element im dialektischen Kontext"
(zur „Poetik des Raumes“ von Gaston Bachelard).

Jede/r ist dazu angehalten den Ton anzugeben und ihn auch wieder abzugeben.
Eventuell ergibt sich eine Melodie, ein Rhythmus dieser Blase, die wir in diesem
Raum-Zeit-Fenster bilden in dem Vertrauen darauf, daß wir nicht aus der Zeit fallen.
Eine neue Richtung kann jederzeit eingeschlagen werden.
Gutes Schuhwerk ist nicht zu verachten.
Der Ortsbezug nicht an den Haaren
herbeigezogen.

(.aufzeichnensysteme, 2017)

1
Peripatos ist der Name der philosophischen Schule des Aristoteles. Wie die anderen philosophischen Schulen Athens
(Akademie, Stoa, Kepos) erhielt sie ihren Namen von dem Ort, an dem der Unterricht stattfand, in diesem Fall vom
Peripatos (περίπατος) für „Wandelhalle“. Entsprechend hießen die Angehörigen der Schule Peripatetiker.
Heute werden die Begriffe „Peripatetiker“ bzw. das Adjektiv „peripatetisch“ praktisch ausschließlich
im Sinne von „Vertreter / Anhänger der Lehre des Aristoteles“ bzw. „auf die Lehre des Aristoteles
bezogen“ verwendet.

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Fotos: Konrad Behr

Armin Andraschko
geboren 1961 in Linz, lebt in Zwettl an der Rodl, Mitglied der MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung,
beschäftigt sich mit der Verbindung von Zeichnung und Text.

Konrad Behr
geboren 1974 in Dresden, seit 1999 Mediengestalter und Medienkünstler, seit 2014 Studium experimentelles Radio,
im Studio für elektroakustische Musik SEAM an der Bauhaus-Universität Weimar

MACHFELD
Das seit 1999 von den Medienkünstlerinnen Sabine Maier und Michael Mastrototaro betriebene
Medienkunst-Labor erhielt 2008 den Förderungspreis für Video- und Medienkunst des BKA.

Sabine Maier
geboren 1971, ist Foto- & Medienkünstlerin. Staatstipendium für Medienkunst – BMUKK
Auslandsstipendium des Landes Steiermark. Vertreten von der Galerie Andrea Jünger in Wien,
Galerie 3 in Klagenfurt, Canon Cinema / San Francisco.

Michael Mastrototaro
geboren 1970 in Graz, lebt und arbeitet in Wien. Internationale Ausstellungstätigkeit seit 1999.
Arbeitet Spartenübergreifend in den Bereichen Literatur, experimentelle Fotografie,
Experimentalfilm und Performance

Janine Müller
geboren 1987 in Rostock, lebt und arbeitet in Weimar.
Medienkunst und Mediengestaltung Bauhaus Universität Weimar.
Beschallung, radiophone und performative Arbeiten.

jörg piringer
geboren 1974. lebt in wien. ist mitglied des instituts für transakustische forschung
und des gemüseorchesters. arbeitet in den lücken zwischen sprachkunst,
musik, performance und poetischer software.

Renate Pittroff l Christoph Theiler
wechselstrom wurde 2004 von Christoph Theiler und Renate Pittroff gegründet
und ist im 16. Bezirk Wiens beheimatet (off space "galerie wechselstrom" =
Arbeitsraum und temporärer Ausstellungs- und Performancerau). Neben Arbeiten
für Theater und Hörspiel sind wechselstrom in interdisziplinären Bereichen
Klanginstallation, Media Art und Social Sculpture aktiv.

Günter Vallaster
geb. 1968 in Schruns, lebt in Wien. Autor und seit 2004 Herausgeber der edition ch.
Herausgeber der Anthologie „räume für notizen | rooms for notes.
visuelle, digitale und transmediale poesie"
.

. a u f z e i c h n e n s y s t e m e
seit 2002 Schnittstelle von Literatur, visueller und radiophoner Kunst, in Wien lebend.
Initiation zahlreicher intermedialer (kol.) Projekte. Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 2011,
Wiener Literaturstipendium 2016; Radio- und Hörspielarbeiten; visuelle Arbeiten in öffentlichen & privaten
Sammlungen; Ortner 2 / Wien.





Fotos Sabine Maier, Jörg Piringer, Günter Vallaster

Aufzeichnungen Armin Andraschko:


Aufzeichnungen Jörg Piringer:


Aufzeichnungen Sabine Maier:






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. a u f z e i c h n e n s y s t e m e
transmedial artist / concept
2002 by www.aufzeichnensysteme.net
contact: gezeichnet(at)aufzeichnensysteme.net