4.12.12, 19 uhr, literaturhaus wien, zieglergasse 26 A
stimmenrecorder* V. und oder nichts
ist ein mitschnitt eines dialogs zweier figuren, die der logik des dialoges folgen. und zwar ausschließlich. es erfolgt eine auswertung: die figuren dialogisieren** über den dialog.medienkunst-, literatur- und performance-reihe von und mit elffriede & fishy.
*ein flugschreiber ("black box") ist ein aufzeichnungsgerät, das relevante parameter während eines fluges mit einer zeitachse speichert und aus flugdatenschreiber und stimmenrecorder besteht, die nach einem flugunfall eine zusätzliche möglichkeit geben, den unfallhergang nachzuvollziehen. die speicherung bzw. die konstruktion ist dabei dafür ausgelegt, dass sie starke aufprallgeschwindigkeiten, hohe temperaturen und hohen wasserdruck überstehen sollte.
**sprech-methodik von elffriede und fishy
© elffriede i.a. + fishy
mit freundlicher unterstützung der grazer autorinnen autorenversammlung
stimmenrecorder
©tusche-zeichnung: elffriede 2010
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stimmenrecorder IV bei: the very last / committing suicide (2011)
stimmenrecorder III und oder husten (kunstradio – radiokunst / ö1 2011)
stimmenrecorder II (transparenter raum / kubus export, 2011) bei: it's time
stimmenrecorder I (literaturhaus, 2011) zur eröffnung von elffriede.i.a. in summen und kanten
fishy
Hannes Wurm lebt, inszeniert und wirkt FALL/weise als Performancekünstler in Wien, Arbeiten u.a. Schauspielhaus Wien, Schauspielhaus Schaufenster (künstlerische Leitung), Tanzquartier Wien, ImPulsTanz, brut Wien, donaufestival, Tanztheater perForm / Barbara Kraus und ensemble für städtebewohner. 2003 gündete er das freie Theater „das Schaufenster“.
www.dasschaufenster.at
elffriede
frei erfunden, aus „Elffriede – magazin für von ihrer umwelt sich unverstanden fühlende“ ausgekoppelte personale; seit 2000 elffriede.aufzeichnensysteme. zeichnen + schreiben / aufnehmen = aufzeichnen initiieren medienübergreifend formatreflektierende (kollaborative) projekte. minimalistische (sprech-) stücke, serielle tusche-stills, zeichenfeder als klangquelle. arbeitet mit projektoren, (schreib)maschinen, diktaphon als schnittstelle. ausstellungen, performances, projekte, stipendien, air, filme, publikationen seit 2000 im in- und ausland. elffriede.seismograph (edition ch, 2007), soundrawing (2007). österr. staatsstip. f. literatur 2011. schrei zum hummel. eine art buch erscheint im klever verlag, wien, märz 2013
www.elffriede.net
zum mit- bzw. lesen
fishy: hallo elffriede
elffriede: ich halte dem leistungsdruck nicht mehr stand
fishy: welchem?
elffriede: dem herrschenden
fishy: nichts herrscht
fishy: hallo elffriede
elffriede: hallo fishy
fishy: wo warst du - weg?
elffriede: ja.
aber ich war eigentlich immer da.
fishy: was werden wir machen?
elffriede: wenn?
fishy: wir in der vitrine sitzen. wir werden in der vitrine sitzen
elffriede: ich will nicht in der vitrine sitzen.
fishy: wir werden nicht in der vitrine sitzen?
elffriede: ich will nicht in vitrinen sitzen. ich weiss nur dass ich einen antiseptischen anzug tragen will. das ist alles was ich weiss.
fishy: wie immer.
elffriede: ja. wie immer. ich weiss du schwarz. oder umgkehrt
fishy: ich schwarz du weiss
elffriede: sag ich ja
elffriede: wir werden einfach in der vitrine sitzen. und unser sprachsystem bemühen. wie alte beamte, die schon seit jahrzehnten in dieser vitrine sitzen
fishy: obwohl wir erst einmal da gesessen sind.
elffriede: ein zweites mal macht die sache schon zum beamtentum
aber worauf willst du hinaus?
willst du auf etwas hinaus?
fishy: ich glaube nicht.
elffriede: na dann.
fishy: ich weiss, ich will am ende am boden liegen. ameisenhaufen hin oder her. dein oberarm hat wieder gezuckt. das ist neu an dir.
elffriede: das ist der pullover
fishy: der zuckt dich?
elffriede: nein der macht das sichtbar offenbar.
fishy: ah. du meinst du zuckst immer
elffriede: ich könnte mir vorstellen, ja.
es wird nicht besser werden
fishy: was?
elffriede: das gespräch
fishy: ich denke schon
grosse pause
elffriede: ich bin eigentlich gar nicht auf eine besserung aus
fishy: hmhmh. was ist eine besserung? gute besserung?
elffriede: mein oberarm hat gezuckt und du hast es nicht gemerkt
fishy: das tut mir leid
elffriede: wir werden beobachtet
fishy: schon wieder?
elffriede: die ganze zeit
fishy: wovon?
elffriede: von der aufnahme
fishy: die aufnahme nimmt nur auf.
elffriede: das ist aber auch eine form von beobachtung
fishy: werden wir nicht immer beobachtet?
elffriede: von ameisen tausendfach
fishy: ausserdem?
elffriede: ich glaub es gibt nichts mehr zu sagen
fishy: das so und so. das gabs schon von anfang nicht.
elffriede: aber es wird immer deutlicher. ich glaub das ist die besserung
fishy: gute besserung. das wichtigste sind die pausen.
pausen sind wichtig.
elffriede: warum redest du dann so viel?
fishy: wolln wir was zitieren?
„ich kann es nicht öffnen“
elffriede: du willst was zitieren
fishy: wollen wir etwas zitieren?
elffriede: das heisst einen automatismus in gang setzen
„dann wirf es doch aus dem fenster“.
fishy: ich meine doch das fenster
elffriede: du meinst den automatismus
elffriede: du bist hilflos
fishy: oft
fishy: ich bin froh, dass die kartenspieler weg sind.
elffriede: du meinst, jetzt ist es besser.
fishy: das hab ich nicht gesagt.
elffriede: aber du bist froh. das hast du gesagt.
fishy: ich bin froh, dass die kartenspieler weg sind.
elffriede: und?
fishy: und. nichts.
fishy: freust du dich? über die leuchttürme?
elffriede: hab ich das gesagt?
fishy: freust du dich?
elffriede: hab ich das gesagt?
grosse pause
fishy: es ist alles eine rhythmussache. habe ich gerade gehört
elffriede: wenn ich nur einen gedanken hätte, würde ich ihn sagen.
fishy: warum immer alles aussprechen?
elffriede: eben.